Vom Erlkönig und Schauermärchen
Die Schwarzerle (Alnus glutinosa) ist ein eher unscheinbarer Laubbaum. Dies liegt sicherlich auch am bevorzugten Standort, denn dieser sollte wasserreiche, sumpfig, vielleicht ein wenig moorig sein. So ist die Schwarzerle häufig Begleiter naturnaher Fließgewässer. Wird die Schwarzerle zu groß, so wird sie auf den „Stock gesetzt“, also über den Erdboden abgeschnitten und schlägt später wieder aus. Das umfangreiche Wurzelwerk gibt dem Ufer halt und unzähligen Wassertieren Schutz und Lebensraum.
In Balve Garbeck bevorzugt sie hingegen einen anderen Standort. Als Solitär steht sie in einer kleinen, etwas nassen Senke inmitten einer Wiese. Dort ist der Baum, dessen Alter auf rd. 100 Jahre geschätzt wird, mit einer Höhe von rd. 14 m ein durchaus imposanter Baum. Auch deshalb handelt es sich bei der Schwarzerle von Garbeck um ein Naturdenkmal.
Frisch geschlagenes Erlenholz färbt sich an der Luft gelbrot, sie „blutet“. Diese Tatsache lieferte bereits im Altertum ausreichend Stoff für Gruselgeschichten und Schauermärchen.
Das trockene Holz bringt für die Menschen wenig Nutzen. Als Brenn- und Bauholz ist die Erle ungeeignet. Erst wenn sich das Holz voll Wasser gesogen hat, kommt die unglaubliche Widerstandskraft des Holzes, vergleichbar mit der des Eichenholzes, zum Vorschein. Im Mittelalter wurden Wassertröge, Brunnenrohre, Geschirr, Teller und ganze Pfahlbausiedlungen aus Erlenholz errichtet. Angeblich soll auch Venedig teilweise auf Erlenpfosten errichtet worden sein.
Mit dem Gedicht der „Erlenkönig“ von Johann Wolfgang von Goethe hat die Erle sogar den Weg in die Weltliteratur gefunden. Wenn auch nur durch einen Übersetzungsfehler von Johann Gottfried Herder, den Goethe übernommen hat, denn eigentlich ist hier der Elfenkönig gemeint. Den Erlen wird dies wenig stören, Schüler/innen hingegen werden die Erle aufgrund der Fehldeutung eher in schlechter Erinnerung bleiben.