Eine Eiche mit Geschichte und Charakter
Die Eiche ist – neben der Linde - wohl die geschichtsträchtigste und sagenumwobenste Baumart. Eichen wachsen sehr langsam und können über 1.000 Jahre alt werden. Durch ihr hohes Alter und ihre Mächtigkeit wurde die Eiche ein Symbol für die Ewigkeit und in Mythen und Sagen als heiliger Baum angesehen.
Waldbaulich gesehen wachsen Eichen langsamer als Buchen, benötigen als Lichtbaumart viel Licht und würden ohne gezielte Eingriffe durch den Menschen kaum eine Chance haben, sich längerfristig gegenüber der konkurrenzstärkeren Rotbuche durchzusetzen. Alte Eichenwälder in Deutschland sind daher ein Kulturgut und durch ihre hohe Bedeutung für die biologische Vielfalt oft nach der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie) geschützt.
Eichen bieten Lebensraum für eine Vielzahl an Tierarten: Allein über 400 Schmetterlinge und etwa 100 weitere Insektenarten, darunter seltene Gäste wie Hirschkäfer, Eremit und der Große Eichenbock haben sich auf die Eiche spezialisiert. Hinzukommen kleinere Säugetiere wie Eichhörnchen, Siebenschläfer oder Fledermäuse, aber auch Vögel wie Schwarzspecht, Waldkauz oder Waldohreule, welche die Höhlen alter Eichen als Nest- und Schlafplatz nutzen. Insbesondere zu Mastjahrzeiten – also dann, wenn die Eiche besonders viele Eicheln produziert – helfen die Früchte Eichelhäher, Eichhörnchen, Wildschwein und vielen weiteren Tierarten über den Winter.
Die beiden in Deutschland wichtigsten Eichenarten sind die Stiel- und Traubeneiche. Unser Baum des Monats November ist eine Stieleiche (Quercus robur) und steht als Solitärbaum mächtig und ausladend direkt an der Straße zwischen den Örtchen Nierentrop und Kirchilpe (Schmallenberg) im idyllischen Ilpetal. Betitelt wird sie als „1000jährige Eiche“, was vielleicht auf ihren imposanten Stammumfang von fast 6,5 m zurückzuführen ist. 1000 Jahre alt ist sie zwar nicht, aber ihr eigentliches Alter wird auf stolze 300 bis 400 Jahre geschätzt! Sie zählt damit zu den ältesten Bäumen in Deutschland. Ein weiterer Name aus dem Volksmund lautet „Antoniuseiche“, denn eine kleine geschnitzte Figur des Heiligen Antonius hängt nahe des massiven Stammfußes an der Straßenseite.
Diese Eiche hat aber noch eine Besonderheit: Wer sich die Zeit nimmt und eine Runde um den Baum geht, der wird mit Überraschung feststellen, dass der Stamm auf der Rückseite hohl ist. Ein gewaltiger Spalt tut sich auf, in dem eine erwachsene Person hineinpassen würde. Warum der Stamm hohl ist, ist nicht überliefert. Bereits um 1900 soll es aber bereits eine kleine Aushöhlung am Stamm gegeben haben. Ob ein Feuer oder die Umlegung der Straße mit der einhergehenden Beschädigung des Wurzelwerkes diese Schädigung verstärkt haben, ist unklar. Klar ist allerdings, dass die Eiche immer noch vital ist und ihr trotz des Hohlraumes Nässe, Pilze und Stürme bisher nichts anhaben konnten. Perfekte Gene für eine erfolgreiche Nachzucht für unser Anpflanzungsprojekt auf der Hohen Bracht.