Unmittelbar an der Grenze zu Hessen erstreckt sich im südlichsten Teil des Kreises Siegen-Wittgenstein das Wetterbachtal bei Holzhausen. Die breite Talaue steigt nach Westen zum Ort Holzhausen sanft an, während sie im Osten durch eine steile Hügelstufe begrenzt wird, an deren Fuß sich der Wetterbach entlang schlängelt. Er hat sich ein tiefes Bachbett mit natürlichen Steilufern gegraben und wird von Erlen, Weiden und Eschen gesäumt. Folgt man seinem Lauf bachaufwärts, verzweigt sich das Gelände in die Täler des Weier- und Winterbachs, die das Wasser und die Kaltluft des 300 Meter höher gelegenen Hohen Westerwaldes aufnehmen und ins Wetterbachtal ableiten. Dieses Phänomen ist dafür verantwortlich, dass das Klima um Holzhausen vergleichsweise harsch ist und hier Pflanzen gedeihen, die normalerweise erst in deutlich höheren Lagen anzutreffen sind, wie z.B. das nordische Labkraut.
Das herausragende Merkmal des Gebietes sind die Wiesenbrüter, die in der modernen Agrarlandschaft vielerorts wegen des fehlenden Blüten- und damit Insektenreichtums verschwunden sind. Im Wetterbachtal finden sie noch ausreichend Nahrung, um ihre Jungen aufzuziehen, und ihre Gelege fallen nicht dem Mähwerk zum Opfer. Das ausgezeichnete Biotop-Management hat dazu geführt, dass sich hier eine der letzten großen Braunkehlchen-Populationen von ganz Nordrhein-Westfalen halten konnte. Sein oftmals von den Pfosten der Weidezäune aus vorgetragener Gesang wird begleitet vom auffälligen Singflug des Wiesenpiepers und an wenigen Stellen kann man auf erhöhten Singwarten einen nahen Verwandten des Braunkehlchens beobachten: das kontrastreich gefärbte Schwarzkehlchen. In der dichten Wiesenvegetation verstecken sich dagegen meist der weltweit bedrohte Wachtelkönig und der Feldschwirl, die ihre surrenden, insektenartigen Stimmen auch gerne in der Stille der Nacht erklingen lassen.
Neben diesen „Hauptbewohnern“ des Wetterbachtals suchen seltene Vogelarten aus den umgebenden Wäldern die Talaue regelmäßig wegen ihres Nahrungsreichtums auf. Wer die Augen offen hält, kann Schwarzstörche in nasse Wiesen einfliegen sehen oder den markanten Rotmilan auf seinen Nahrungsflügen verfolgen. Insbesondere die seltenen insektenfressenden Greifvögel Baumfalke und Wespenbussard werden magisch angezogen von den brummenden und zirpenden Wiesen, in denen sich eine Vielzahl interessanter Arten wie der seltene und unauffällig gefärbte Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläuling befindet. Er lässt sich leicht die Schau stehlen vom orange strahlenden Dukatenfalter oder dem wunderschön gemusterten Braunfleckigen Perlmutterfalter. Sie alle tanzen leichtflügelig von Blüte zu Blüte der rund 250 gefährdeten Wiesenpflanzen, die das Naturschutzgebiet bevölkern. Leuchtende Beispiele der sehr artenreichen und schützenswerten Vegetation sind die zitronengelbe Trollblume (Blütezeit Mai bis Juni) und der tiefblaue Eisenhut (Blütezeit Juli bis September). Beide sind Gebirgsstauden, die durch den Kaltluftstrom vom Hohen Westerwald hier auch in ungewöhnlich tiefer Lage gedeihen. Sie lieben feuchte Standorte in der Nähe des Wetterbachs, wo man mit viel Glück sogar den schillernden Eisvogel oder die weißkehlige Wasseramsel zu Gesicht bekommt.
Ansprechpartner:
Biologische Station Siegen-Wittgenstein